Kloster Knechtsteden
Dormagen
Das Kloster Knechtsteden, die größte, älteste und vielleicht schönste mittelalterliche Klosteranlage im Rheinland hat im Laufe der Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte erlebt. Zwei Ordensgemeinschaften, die Prämonstratenser und die Missionsgesellschaft vom Hl. Geist - Spiritaner, waren und sind für diesen Ort prägend.
Im Jahre 1130 erhielten die Prämonstratenser einen Frohnhof - Knechtsteden - geschenkt, auf dem sie ihr Kloster mit der romanischen Kirche errichtet und über sieben Jahrhunderte geführt haben. Im Jahre 1802 kam mit der von Napoleon verfügten Aufhebung der Klöster und Stifte die Wende. Das ehemalige Prämonstratenser Stift erlebte eine Odysee durch wechselnde Besitzerhände.
Ein verheerender Brand im Jahr 1869 setzte Überlegungen zur weiteren Nutzung zunächst ein Ende und ließ das Kloster zur Ruine werden. 1895 schließlich kaufte der Spiritanerpater Amandus Acker die Ruine und gründete ein Missionshaus zur Unterstützung der Missionstätigkeit des Spiritanerordens in Übersee.
Der Wiederaufbau des Klosters geschah mit großer Unterstützung durch
Bauvereine in Neuss und Köln als Vorläufer des heutigen "Förderverein für
das Missionshaus Knechtsteden".
Heute leben in Knechtsteden etwa 25
Spiritaner, die unter den Ansprüchen unserer Zeit missionarisch tätig sind.
Neben der Arbeit der Spiritaner bestimmen das Norbert-Gymnasium, Kunstwerkstätten,
ein Arbeitslosenprojekt, das "Haus der Natur", der Kulturhof und das
waldreiche Naturschutzgebiet das Gesicht Knechtstedens. Besucher des Ortes können
hier einen Dreiklang von Religion, Kultur und Natur erleben
Durch das schöne barocke Torhaus gelangt man in die große Klosteranlage. Als das Tor am Beginn des 18. Jahrhunderts erbaut wurde, bestand das Kloster Knechtsteden seit fast 600 Jahren.
Barockes Torhaus (1705)
Missionshaus - Kloster Knechtsteden
Die Grundsteinlegung der Klosterbasilika St. Maria und St. Andreas erfolgte 1138 unter Abt Christian, der die Mittel für den Kirchenbau zur Verfügung stellte. Bis zu seinem Tod im Jahre 1151 waren der Chor, das Querschiff und die beiden Untergeschosse der Chorflankentürme errichtet, vermutlich auch die Fundamente der gesamten Anlage.
Die Tuffsteine für das Mauerwerk und die Trachyte für die Hausteingliederung des Außenbaues stammen aus den vulkanischen Gebirgen der Eifel und des Siebengebirges.
Das im ersten Bauabschnitt errichtete Querschiff
und die Untergeschosse der Chorflankentürme sind durch strebepfeilerartige
Lisenen gegliedert, die rundbogige Blenden unter einem waagerechten Gesims
tragen. Unter dem Dach schließt ein Konsolenfries die Wandgliederung ab.
Das
Gliederungssystem des Ostbaues hat seine Vorbilder im französischen Kirchenbau
der Zeit und wurde wahrscheinlich durch den 1130 aus Prémontré bestellten
ersten Stiftspropst Heribert nach Knechtsteden vermittelt.
Die Basilika ist
eine der letzten Doppelchoranlagen des Mittelalters und ist neben den Bauten von
Maria Laach und Brauweiler bedeutend für die Baugeschichte des 12. Jahrhunderts
am Niederrhein. Nur der Ostchor wurde 1477 in spätgotischen Formen erneuert,
nachdem er bei der Belagerung der Stadt Neuss durch Herzog Karl den Kühnen im
Jahre 1474-75 beschädigt worden war.
Das beeindruckende Bauwerk zeigt im Innern höchste Vollkommenheit mit einer
Vielfalt an Gewölbeformen, Jochen und Pfeilern.