Jülich
Historische Stadt und Festung Zitadelle Jülich
Nach der Eingliederung Galliens und der Gebiete bis zum Rhein in das römische Weltreich im 1. Jh. v. Chr. wurde Jülich als römische Straßenstation Juliacum gegründet, eine Tagesreise vom Ausgangspunkt der römischen Hauptstraße in Köln entfernt, an einer Verengung des damals schwer zu passierenden Rurtales.
Erstmals mit verlässlichem Datum erwähnt wird Jülich anlässlich eines Gefechts zwischen Truppen Caesar Julians (Apostata) mit 600 fränkischen Kriegern im Jahre 356. Solche Beutezüge der Germanen führten um 310 zum Bau der ersten römischen Befestigung. Diese überdauerte den Untergang der römischen Herrschaft Mitte des 5. Jh. und gab Anlass zu einer fränkischen Ansiedlung. Hier hatten auch die Jülicher Grafen ihren Sitz, ursprünglich königliche Beamte, die aber bald (etwa seit 900) das Amt erblich machen konnten; 927 wird Jülich urkundlich als "Feste" erwähnt.
Rur in Jülich
Marktplatz
Als repräsentativer Mittelpunkt des Idealstadtgrundrisses wurde ab 1546 von Pasqualini ein neuer Marktplatz in der bis heute bewahrten Lage und Größe im Gebiet des ehemaligen Römerkastells geplant und angelegt.
Im 1. Jahrhundert verlief - aus Richtung Römerstraße - schräg über den heutigen Marktplatz etwa 3 m unter dem jetzigen Niveau die römische Hauptstraße Köln-Jülich-Maastricht-Boulogne-sur-Mer durch graue Natursteinstreifen angedeutet an derKanalküste. Am alten Rathaus querte sie ein Sumpfgebiet oder Bachbett und verlief weiter unter der Kleinen Rurstraße und dem Hexenturm entlang zum Rurübergang. An dieser Achse entstand auf einem hochwasserfreien, bis nahe an die Rur reichenden Vorsprung des Talrandes, durch Ausbau einer römischen Straßenstation, kurz vor dem Ende des 1. Jh. v. Chr. die zivile Siedlung (vicus) Juliacum. Ein Originalquerschnitt der römischen Hauptstraße, der ihre zweitausendjährige Geschichte aufzeigt, ist im Stadtgeschichtlichen Museum am Hexenturm zu sehen.
Markt mit altem
Rathaus
Das Alte Rathaus wurde 1953 nach Plänen des Aachener Professors René von Schöfer an der Stelle des kriegszerstörten, barocken Gebäudes von 1781 wiedererrichtet.
Altes Rathaus
Evangelische Kirche
1950 nach
schweren Kriegsschäden wiedererrichteter Bau der Christuskirche
aus dem Jahre 1910 (Neobarock und Jugendstil)
Das Portal des Kirchbaus von 1745 dient jetzt als Tor zum früheren, um 1620
angelegten evangelischen Friedhof an der Linnicher Straße.
Probsteikirche
Römische
Mauerreste unter der Probsteikirche (erste urkundliche Erwähnung 945) und deren
Ausrichtung
nach dem spätrömischen Kastellgrundriss weisen auf ihr hohes Alter. Sie war
wohl ein Anbau an die Kastellmauer,
auf deren Resten (an der Stiftsherrenstraße) die Wände von Langschiff und
Sakristei stehen. Die Kirche war Zentrum
des Dekanats Jülich, das im 13. Jh. 71 Kirchen im Jülicher, Dürener,
Eschweiler und Geilenkirchener Land sowie in
Aachen-Burtscheid umfasste.
Hexenturm stadtauswärts
Stadtor (Rurtor) der mittelalterlichen Stadtmauer Jülichs. Erbaut Anfang des
14. Jh.
Der Hexenturm hatte vier Verteidigungsebenen, einschließlich des ursprünglich
flachen,
zinnenbewehrten Daches. Die jetzige Dachform stammt aus dem 17. Jh.
Nach Abbruch der Stadtmauer zu Beginn der Neuzeit Nutzung als Gefängnis und
Folterstätte.
Im "Kulturhaus am Hexenturm", dessen Westfassade architektonisch
Form und Verlauf
der mittelalterlichen Stadtmauer aufnimmt, befindet sich das Stadtgeschichtliche
Museum
Jülich.
Hexenturm stadteinwärts
Schloss
Unter Herzog
Wilhelm V. (1516-1592) wurde ein vierflügeliges Schloss in einer Zitadelle im
Norden
an die Stadt Jülich angelehnt. Das 300 x 300 m große heutige Landesdenkmal
demonstrierte Macht
und Größe des (einfluss)reichen Landesherren. Von dem italienischen
Architekten Alessandro Pasqualini
im 16. Jh. erbaut, gilt der "palazzo in fortezza" als bedeutendstes
Beispiel der Hochrenaissance im
deutschsprachigen Raum.
Zitadelle
Mit Geschützen hinter den Brustwehren auf den Wällen und den Bastionen konnten Feinde und Rebellen schon im ursprünglich freien, später befestigten Vorfeld vor den Gräben bekämpft werden.
Zitadelle - Brücke
Von der Stadt
aus betritt man die Zitadelle über die 1993 in moderner Technik über den
Resten alter
Brückenpfeiler errichtete Pasqualini-Brücke. Der Graben zwischen den Wällen
bzw. Bastionen und der
Kontramauer konnte bis zum Rand des Natursteinsockels geflutet werden.
Zitadelle - Hintergrund evangelische Kirche
Zitadelle - Nordportal
Bastion - Nordtor
Von Norden her ist die Zitadelle über den 1860 aufgeschütteten Damm und das Nordtor zugänglich.
Zitadelle - Norden
Bastion - Westseite
Bastion West-/Südseite
Bastionen